Wie gut sind günstige Alarmanlagen?

Wie gut sind günstige Alarmanlagen?

von Annette Niemeyer

Seit Jahren verzeichnet die Polizei immer mehr Einbrüche. Deshalb denken viele Menschen an den Kauf einer Alarmanlage. Der Einbau durch eine professionelle Firma kann mehrere Tausend Euro kosten. Günstigen Schutz versprechen die Hersteller von Alarmanlagen, die im Baumarkt für weniger als 300 Euro zu haben sind. Markt vergleicht vier Modelle:

  • Infrarot-Lichtschranke von Elro für 25 Euro
  • Infrarot-Bewegungsmelder von iiquu für 30 Euro
  • Funkalarmanlagen-Set Olympia Protect 9030 für rund 100 Euro
  • Funkalarmanlagen-Set Abus Privest FU9000 für 275 Euro

Für Markt haben drei Familien ausprobiert, wie einfach die Geräte zu installieren sind und wie es sich im Alltag damit lebt. Sicherheitsexperte Claus-Dieter Büttner beurteilt die Wirksamkeit der Anlage aus der Sicht eines Profis.

Lichtschranke: Alarmton leicht auszuschalten

Die Infrarot-Lichtschranke von Elro ist einfach und schnell zu installieren. Sie schlägt Alarm, wenn der unsichtbare Lichtstrahl unterbrochen wird. Dann ertönt wahlweise ein Alarmton oder ein Klingelton. Das macht die Lichtschranke auch für Ladenbesitzer interessant, die über hereinkommende Kunden informiert werden möchten. Schwachpunkt der Anlage: Der Ein-/Aus-Schalter am Gerät ist leicht zu finden und lässt sich auch von Einbrechern schnell betätigen.

Bewegungsmelder: Heizung löst Fehlalarm aus

Der Infrarot-Bewegungsmelder von iiquu sieht aus wie ein Rauchmelder und lässt sich schnell unter der Decke montieren. Per Fernbedienung lässt sich der Bewegungsmelder scharf schalten. Eine Heizung in der Nähe kann einen Fehlalarm auslösen, weil der Infrarotsensor auch auf Wärme reagiert. Einbrecher können den elektronischen Wächter in wenigen Sekunden ausschalten – einfach von der Decke reißen und die Batterien rausnehmen.

Funk-Alarmanlage von Olympus: 30 Sekunden bis zum Alarmton

Das Funkalarmanlagen-Set Olympia Protect 9030 enthält neben einem Schaltkasten („Zentrale“) zwei Öffnungsmelder für Türen oder Fenster sowie eine Fernbedienung. Ist die Anlage eingeschaltet, gibt sie beim Öffnen eines Fensters einen lauten Alarmton von sich und meldet sich über Telefon, zum Beispiel beim Besitzer der Immobilie. Das funktioniert über eine Handy-SIM-Karte. Die Installation dauerte rund zwei Stunden. Das Problem: Die Öffnungsmelder muss man aus kleinen Plastikteilen und Magneten selbst zusammenbauen. Auch das Herstellen einer Funkverbindung zwischen Öffnungsmelder und Schaltkasten dauerte recht lange.

Das Set enthält nur zwei Öffnungsmelder und nur eine Fernbedienung. In einem Haushalt wird aber in der Regel deutlich mehr benötig, nämlich ein Öffnungsmelder für jede Tür und jedes Fenster. Die Zubehörteile gibt es für die Olympia-Anlage für um die zehn Euro.

Sicherheitsexperte Claus-Dieter Büttner kritisiert, dass Einbrecher die Alarmanlage von Olympia leicht abschalten können. Nach dem Auslösen des Alarms ertönt zunächst ein leiser Piepton, der auf den Standort der Zentrale aufmerksam macht. Bevor die Sirene ertönt, haben Einbrecher rund 30 Sekunden Zeit, den Stecker zu ziehen und die Batterien zu entfernen. Die in der Alarmanlage verwendete Funktechnik hält der Sicherheitsexperte für anfällig. Einbrecher könnten sie per Störsender außer Gefecht setzen.

Funk-Alarmanlage von Abus: Schwer zu installieren

Das Funkalarmanlagen-Set von Abus enthält neben einem Öffnungsmelder für Fenster oder Tür eine Fernbedienung und einen Bewegungsmelder, zum Beispiel für einen Flur oder eine Kellertreppe. Außerdem wird ein Kabel für einen analogen Telefonanschluss mitgeliefert. Die Anlage war Testsieger bei Stiftung Warentest und auch Experte Claus-Dieter Büttner lobt, dass in der Abus Privest manche vernünftige Funktionen stecken. So hat die Zentrale beispielsweise einen Wandabrisskontakt: Reißt ein Einbrecher die Zentrale von der Wand, wird ein Alarm ausgelöst und die Anlage ruft die programmierten Telefonnummern an.

Sicherheitsexperte Claus-Dieter Büttner bemängelt allerdings, dass die Anlage als Komplett-Paket verkauft wird, für eine umfassende Absicherung aber in der Regel weitere Öffnungsmelder und Fernbedienungen erforderlich sind. Kosten pro Zubehör: rund 50 Euro.

Bei der Installation tat sich der Tester schwer, obwohl eine Installations-DVD im Set enthalten ist. Die Anleitungen waren für ihn an einigen Stellen unverständlich. So gelang dem Tester nur eine nicht ganz korrekte Montage ohne Telefonanschluss. Daher ließ sich die Abus Privest schnell deaktivieren – Stecker ziehen, Batterien raus.

Fazit: Wirksamer Schutz ist aufwendig und teuer

Die Lichtschranke von Elro und der Bewegungsmelder von iiquu sind nach Ansicht des Sicherheitsexperten Claus-Dieter Büttner kein guter Schutz vor Einbrechern, denn sie lassen sich relativ einfach außer Gefecht setzen. Das Problem sieht Büttner auch bei der Olympia-Alarmanlage. Das Funkalarmanlagen-Set von Abus hält der Sicherheitsexperte für zuverlässig, wenn es richtig montiert ist. Die Installation inklusive Telefonanschluss findet Büttner aber so aufwendig, dass man in vielen Fällen einen Fachmann braucht.

Quelle: NDR Wie gut sind günstige Alarmanlagen? vom 2.2.2015